Schädliche Folgen unehelichen Zusammenlebens

Im Schlussbericht der Bischofssynode zum Thema der „pastoralen Herausforderungen der Familie“ in Rom vom 18. Oktober 2014 hatten 125 gegen 54 Synodenväter folgende Aussage bejaht „Eine neue Sensibilität der heutigen Pastoral besteht darin, jene positiven Elemente zu erfassen, die in Zivilehen und – bei gebührender Unterscheidung – im Zusammenleben ohne Trauschein vorhanden sind. Auch wenn wir mit aller Klarheit die christliche Botschaft betonen, so müssen wir doch im Angebot der Kirche auch auf konstruktive Elemente in jenen Situationen hinweisen, die ihr noch nicht oder nicht mehr entsprechen“ (Nummer 41, hier zitiert nach der Relatio Synodi in Form der Arbeitsübersetzung des Sekretariats der Deutschen Bischofskonferenz).
Der amerikanische Psychiater Rick Fitzgibbons, Leiter des „Institute for Marital Healing“ (eines Instituts zur Heilung gefährdeter Ehen) nahe Philadelphia, der in den vergangenen 38 Jahren mit mehreren tausend Ehepaaren gearbeitet hat, kritisierte am 10. November auf der katholischen US-Nachrichtenseite „Aleteia“ (http://www.aleteia.org/en/lifestyle/article/most-synod-fathers-seemed-unaware-of-the-serious-risks-of-cohabitation-5878201469370368) ausdrücklich Aussagen in diesem Abschlussbericht der Bischofssynode, welche die positiven Werte unehelichen Lebens hervorheben anstatt auf ihre Unzulänglichkeiten aufmerksam zu machen. Viele Synodenväter seien sich der ernsthaften Risiken unehelichen Zusammenlebens offenbar nicht bewusst. Denn die Literatur über geistige Gesundheit zeige wenig bis gar keine „konstruktiven Elemente in diesen Situationen“, stellt Fitzgibbons fest. „Im Gegenteil, Studien zeigen eine ernsthafte Bedrohung für die Wahrscheinlichkeit von späterer ehelicher Beständigkeit und ehelichem Glück nach vorehelichem Zusammenleben, aber auch für die psychische Gesundheit der Kinder, die in solche Verbindungen hineingeboren werden.“
Dabei sei die Zahl der wild zusammenlebenden Paare in den USA von 500.000 im Jahr 1960 auf 7,5 Millionen im Jahr 2010 angestiegen. Das Problem des unehelichen Zusammenlebens sei eine der größten Herausforderungen geworden. Bei mehr als 60% aller Ehen geht heute ein uneheliches Zusammenleben voraus (W.B. Wilcox et al., “Why Marriage Matters,” 2011, p.1).
Rick Fitzgibbons weist auf folgende schädliche Einflüsse unehelichen Zusammenlebens auf die Beziehungen hin (vgl. http://www.kath.net/news/48239):
Eine Studie aus dem Jahr 1992 an 3300 Fällen stellte fest, dass Paare, die vor der Hochzeit zusammenlebten, in ihrer Ehe dann ein um 46 Prozent erhöhtes Scheidungsrisiko haben (Journal of Marriage and the Family, Februar 1992).
Die jährliche Zahl an Depressionen ist bei unverheiratet zusammenlebenden Paaren dreifach höher als bei verheirateten (Journal of Health and Social Behavior, September 2000).
In einer nichtehelichen Beziehung werden Frauen statistisch gesehen häufiger Opfer von körperlichem und sexuellem Missbrauch als verheiratete Frauen (National Marriage Project, Rutgers University, 2002).
Je mehr Monate an vorehelichem Zusammenleben verstreichen, desto weniger begeistert ist ein Paar für Ehe und Schwangerschaft (Journal of Marriage & Family” [59], 1997).
Unverheiratet zusammen lebende Paare weisen ein geringeres Maß an Glück, an sexueller Ausschließlichkeit und Zufriedenheit auf und ärmere Beziehungen zu ihren Eltern (Journal of Family Issues, Januar 1995).
Menschen in wilder Ehe neigen dazu, keine so starke Ethik der Bindung zu leben wie andere. Dies könnte möglicherweise auch die höhere Scheidungsrate von Paaren erklären, die vor ihrer Eheschließung nichtehelich zusammengelebt hatten (Journal of Marriage and the Family, August 1997).
Nichteheliche Gemeinschaften tendieren dazu, die Institution der Ehe zu schwächen und sie bringen spezielle Risiken für die Kinder mit sich (Just Living Together: Implications of Cohabitation on Families, Children and Social Policy, New Jersey: Lawrence Erlbaum Associates, 2002).
Nichteheliches Zusammenleben lässt zwischen jungen Menschen die Akzeptanz der Scheidung wachsen (Journal of Marriage & Family, [59]).
Nichteheliches Zusammenleben kann Ichbezogenheit fördern und ebenso später auch einen Mangel an Offenheit für Kinder.
Im Vergleich zu Ihresgleichen, die vor der Hochzeit nicht wild zusammengelebt hatten, zeigen Individuen, die unverheiratet zusammengelebt haben, eine höhere Anfälligkeit für Depression. Das Maß von Depressionen steigt parallel zur Länge des vorehelichen Zusammenlebens (Alabama Policy Institute, August 2006).
Je länger Paare vor der Eheschließung unverheiratet zusammengelebt hatten, desto wahrscheinlicher ist es, dass es in der folgenden Ehe zu überhitzten Streitigkeiten, zu Schlägen und zum Werfen von Gegenständen kommt (Alabama Policy Institute, August 2006).
Die Wahrscheinlichkeit für Frauen, von ihrem Partner in einer eheähnlichen Beziehung getötet zu werden, ist neunmal höher als für verheiratete Frauen. In Beziehungen ohne Trauschein sind Frauen mittleren Alters am meisten bedroht, getötet zu werden. (T.K. Shackelford and J. Mouzos, Partner Killing by Men in Cohabiting and Marital Relationships: A Comparative, Cross-National Analysis of Data from Australia and the United States, Journal of Interpersonal Violence, 2005, 30.10; 1310-1324).
In einem weiteren Artikel vom 13. November 2014 geht Rick Fitzgibbons auf die schädlichen Auswirkungen für die Kinder in nicht-ehelichen Lebensgemeinschaften ein (http://www.aleteia.org/en/health/article/12-ways-that-kids-are-harmed-by-living-with-a-cohabiting-parent-5794948628611072).
Die Zahl der unverheiratet zusammen lebenden Paare mit Kindern unter 18 Jahren ist nämlich enorm gestiegen, in den USA von 21% im Jahr 1987 auf 41% im Jahr 2000. 21% der Kinder werden in solchen Lebensgemeinschaften geboren. 25 Millionen Kinder leben in den USA heute bei nichtverheirateten Paaren, mehr als das Zwölffache der Anzahl vom Jahr 1970. Und mehr als 40% aller Kinder leben zeitweise bei nichtverheirateten Paaren, entweder weil ihre Eltern nicht geheiratet haben oder mit einem anderen Partner zusammenleben. In vielen Ländern Europas dürften die Zahlen ähnlich aussehen.
2011 stellte ein Bericht fest, dass bei Kindern in nichtehelichen Partnerschaften eine höhere Wahrscheinlichkeit besteht, an einer Reihe von emotionalen und sozialen Problemen zu leiden (Drogenmissbrauch, Depression, Schulabbruch), als bei Kindern in intakten und verheirateten Familien (Wilcox, “Why Marriage Matters,” [2011], p. 1).
Eine Studie der Universität von Texas in Austin fand heraus, dass Teenager in Patchworkfamilien zweimal wahrscheinlicher Drogen nehmen als Kinder aus intakt verheirateten Familien, auch wenn man die Unterschiede im Einkommen, in Erziehung, Rasse usw. mitberücksichtigt. Dies sind schlechtere Werte als Kinder bei alleinerziehenden Eltern aufweisen.
Bei verheirateten Paaren wurden 6,8 von 1.000 Kindern missbraucht, bei unverheirateten Paaren 57,2 von 1000, das ist acht Mal mehr (HHS Office of Planning, Research and Evaluation, “Abuse, Neglect, Adoption and Foster Care Research, National Incidence Study of Child Abuse and Neglect, NIS-4, 2004-2009” [March 2010]).
Kinder, die in wilder Ehe geboren wurden, haben ein fünfmal höheres Risiko, das Auseinandergehen ihrer Eltern zu erleben als Kinder von verheirateten Eltern (P. Smock, 2010).
Das Zerbrechen von Beziehungen führt bei Kindern zu vielen persönlichen und sozialen Schwierigkeiten, weil sie damit dem Verlust der Sicherheit im elterlichen Heim ausgesetzt sind (“Just Living Together: Implications of Cohabitation on Families,” “Children and Social Policy.” New Jersey: Lawrence Erlbaum Associates, 2002).
Kinder, deren Mutter mit einem Partner unverheiratet zusammenlebt, haben mehr Verhaltensauffälligkeiten und erreichen niedrigere Bildungsabschlüsse als Kinder aus intakten Familien (“Social Forces” 73 [1], 1994).
Drei Viertel der Kinder, die in wilden Ehen geboren sind, erleben die Trennung ihrer Eltern bevor sie 16 Jahre alt sind, bei verheirateten Eltern ist es „nur“ ein Drittel aller Kinder (National Marriage Project, Rutgers University, 2002).
Die unsicherste Familienumgebung (Missbrauch usw.) für Kinder besteht dann, wenn die Mutter mit einem Freund zusammenlebt (The Heritage Foundation, 1997).
Kinder aus nicht beständig intakten Familien zeigten ihrerseits ein höheres Maß an familiärer Instabilität (“Journal of Marriage and Family,” [66], February, 2004).
Anne-Marie Ambert, Autorin einer Studie zu sozialen, emotionalen und finanziellen Auswirkungen unehelicher Lebensgemeinschaften, stellte fest, dass diese Lebensformen in sich unstabil seien und einen hohen Preis im Hinblick auf die physische und psychische Entwicklung des Kindes abverlangen, weil Bindung und Stabilität den Kern kindlicher Bedürfnisse darstellen (Vanier Institute of Family, "Cohabitation and Marriage: How Are They Related?,” 2005).
Laut einer Studie zu 149 kindlichen Todesfällen, die durch zugefügte Verletzungen verursacht waren, hatten Kinder in Haushalten mit nichtverwandten Erwachsenen ein 50 mal höheres Risiko als Kinder, die bei ihren beiden biologischen Eltern wohnten (P.G. Schnizter, “Child deaths resulting from inflicted injuries: household risk factors and perpetrator characteristics” (“Pediatrics,” 2005; 116:687-93).
Rick Fitzgibbons schließt mit einem Hinweis, dass sogenannte „alternative Lebensstile“, die angeblich der Freiheit der Selbstverwirklichung entspringen, somit großen Schaden bei Kindern und in der Gesellschaft überhaupt anrichten können.
Viele dieser Befunde kann man wahrscheinlich auch aus der eigenen Alltagserfahrung bestätigen und nachvollziehen. Dennoch ist es gut, dass auch wissenschaftliche Daten zu diesen Fragen vorliegen. Sie zeigen, dass die Ehe zum Schutz der Menschen, sowohl der Partner wie auch der Kinder von Bedeutung ist, und dass sie nicht einfach durch menschliche Beziehungs-Willkür ersetzt werden kann. Erst recht gilt das für die christliche Ehe, die als Sakrament von Christus eingesetzt wurde und in der Gott so auch Mann und Frau reiche Gnadenmittel schenkt, dass diese menschliche Verbindung im Sinne der Liebe Gottes auch gelingen kann. So wird eine solche Ehe, wenn sie wirklich im Sinn Christi gelebt wird, nicht nur für die Eheleute selbst, sondern auch für ihre Kinder und für die ganze Gesellschaft zur Quelle reichen Segens.
Für Christen bedeutet die Ehe eine besondere Berufung, von der Liebe Gottes Zeugnis abzulegen. Dies betrifft zwar andere Berufungen auch, doch in der christlichen Ehe und Familie soll dies in einer besonderen, vielleicht weniger spektakulären, aber doch täglich erfahrbaren und recht konkreten Weise sichtbar werden, so dass Kinder wie Außenstehende in dieser familiären Liebe die Liebe Gottes selbst abbildlich erfahren können. „Wandelt in der Liebe, wie auch Christus euch geliebt und sich für uns als Opfergabe hingegeben hat, Gott zum lieblichen Wohlgeruch“ (Eph.5,2): Diese Grundmaxime allen christlichen Lebens soll vor allem auch in der christlichen Ehe und Familie spürbar gelebt werden, so dass Christus in Seiner Liebe wirklich unter uns weilen kann. Christus ist in der christlichen Ehe nicht der Dritte im Bunde, sondern der Erste, weil für Christen dieser Bund nur in Seiner Liebe geschlossen, gelebt werden und Bestand haben kann.
Jesus Christus selbst hat die Ehe und Familie geheiligt, nicht nur, dass Er bei einer Hochzeit Sein erstes Wunder gewirkt hat, sondern auch vor allem dadurch, dass Er selbst in einer Familie auf die Welt kommen und in einer Familie aufwachsen wollte.
Viele haben dieses Glück nicht, aber sie wissen, dass Christus alles Leid der Welt kennt. Schon von klein an hat Christus mit uns das tägliche Kreuz, das jeder – in oder außer einer Familie – hier auf Erden trägt, auf sich genommen und geheiligt. Nicht umsonst hat Er die „Herzenshärte“ gerügt, als Er zur Scheidungspraxis der Juden befragt wurde, und die eheliche Treue bis zum Tode als Willen Gottes klar zum Ausdruck gebracht (vgl. Mt. 19,3ff.). Wahre Liebe zeigt sich in der Treue, und deswegen kann ein christlicher Ehepartner diese Treue niemals aufgeben, solange der andere noch lebt und so auch umkehren kann, auch wenn der andere vielleicht dieses Ideal hinter sich gelassen zu haben scheint. Das heißt nicht, dass man nicht getrennt leben könnte, wenn es anders nicht mehr geht – etwa wegen Ehebruchs des anderen oder wegen möglicher ernster Gefahren für die eigene körperliche oder seelische Gesundheit oder die der Kinder. Doch im Herzen bleibt der Christ treu, er nimmt nicht die Untreue des anderen zum Vorwand, selbst untreu zu werden, wie auch Gott dem Bund treu bleibt, den Er mit den Menschen geschlossen hat, auch wenn diese Ihn täglich enttäuschen. In der Bereitschaft Gottes, uns zu verzeihen, liegt die Verpflichtung, dass auch wir immer darauf warten, zu verzeihen, sobald der andere umkehrt.
Die Kirche muss für die Wahrheit und Liebe Christi in der Welt Zeugnis geben. Doch heute scheint das Bewusstsein für die christliche und damit auch für die eheliche Liebe immer mehr verloren zu gehen, selbst unter angeblichen „Männern der Kirche“, wie manche Meldung zeigt, die bereits im Vorfeld oder im Zusammenhang mit der letzten „Bischofssynode“ in Rom im Oktober an die Öffentlichkeit gedrungen ist, so dass selbst Teilnehmer dieser Synode von Furcht erfasst wurden, ob hier das Ende der christlichen Ehe eingeläutet werden soll, vielleicht gar mit Zustimmung von „Papst Franziskus“ selbst? Noch sind keine endgültigen Entscheidungen getroffen, sie sollen erst im Herbst 2015 fallen. Dennoch erscheint es besorgniserregend, für welche Aussagen oft Mehrheiten unter den Synodenteilnehmern gefunden wurden. Wir können hier nur auf Gott hoffen und beten, dass Er selbst alle Christus untreuen und deshalb falschen „Hirten“ vertreibe, dass Er Seiner Kirche wieder wahre und gute Hirten schenke, und dass dem Ideal der christlichen Liebe zum Unheil der ganzen Menschheit nicht weiterer Schaden zugefügt werde! Und vor allem sollen wir auch selbst in unserem Leben dafür Zeugnis ablegen, wie Gott die Liebe zwischen Mann und Frau und die Liebe in der Familie, der Keimzelle allen menschlichen Lebens, zum Wohle der Menschen gewollt und uns im Sakrament der Ehe als Aufgabe hinterlassen hat!
Die „Barmherzigkeit“ der Kirche, welche für die Änderung der christlichen Ehelehre und –praxis oft als Vorwand herangezogen wird, kann nur dann wahr sein, wenn sie auch Christus treu ist. Seit dem Verbot der überlieferten Liturgie fehlt leider weithin diese wahre Barmherzigkeit und Treue, die aber beide unverzichtbar sind, wenn wir wirklich Christus und Seine Kirche lieben und ihr die Treue halten wollen, und für die wir deshalb auch weiterhin eintreten und kämpfen wollen.
Die heilige Familie, Jesus, Maria und Joseph, stehe mit ihrer Hilfe und mit ihrem Segen in allen Nöten der Kirche und der Gesellschaft immer als Licht und Mahnung uns zur Seite!

Thomas Ehrenberger

 

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